Retromobile 2012
Die Retromobile steht für Qualität und Vielfalt: Das "Mullin Automotive Museum" aus Oxnard bei Los Angeles bot herausragende Beispiele französischer Ingenieurs- und Karosseriebaukunst. Seltene Bugatti, Hispano-Suiza, Delahaye, Voisin und Talbot-Lago sind die Glanzstücke der Sammlung. Von denen waren zehn Exemplare in Paris, darunter Art-Deco-geprägte Avantgardisten wie ein Voisin Aérodyne von 1934 oder der Hispano-Suiza Type H6C "Xenia".
Den Gegenpart spielten Sportwagen, die während der 1960er in den Garagen französischer Enthusiasten entstanden. Renaudat, BLF oder Romer heissen die Sportwagen der "Constructeurs sans Patente", die von Ford GT oder Renault Alpine inspiriert sind. Meist auf der Basis des Renault 8 Gordini, überzeugen sie mit professionellem Finish und einem selbstbewussten Auftritt.
Mercedes-Benz setzte sparsam den 300 SL-Sieg in Le Mans von 1952 in Szene: Zwischen SSK und dem Sauber-Mercedes C9, Gewinner der 1989er-Ausgabe, stand ein besonders schöner 300 SL-Prototyp mit Luftbremse auf dem Dach. Citroën dagegen zeigte Kunst: Die Palette reichte von Werbe-Zeichnungen des Grafikers Pierre Louys aus den 20er und 30er Jahren über Zeichnungen und Skulpturen von Flamino Bertoni, der von 1932 bis 1964 bei Citroen in der Design-Abteilung arbeitete, einem CX-Modell von Victor Vasarely bis hin zum Survolt Concept Car, das 2010 von Francoise Nielly bemalt wurde.
Außergewöhnliches auch bei den Händlern und Auktionshäusern. Gregor Fiskens etwa hatte den 1980er Grand-Prix-Gewinner Ligier JS11/15, einen Panhard-Levassor aus dem Jahr 1908, einen Ferrari Dino 206 SP oder Gilles Villeneuves Ferrari 312 T3 von 1978 im Angebot. Bei Artcurial Auctions konnte man auf ein Cisitalia 33 DF Coupé, die Strassenversion des Lancia Rally 037 oder den Ferrari 250 GT Spider California des Schauspielers und Regisseurs Roger Vadim von 1959 für geschätzte drei Millionen Euro bieten.
Kaufen musste jedoch niemand. Viel und gute automobile Kunst, die Stände der französischen Markenklubs sowie Modell- und Ersatzteilhändler boten faszinierende Entdeckungen und viel Atmosphäre speziell für die Freunde der großen Autonation Frankreich.
Ein Voisin Aérodyne von 1934 aus der Mullin Collection. Im Hintergrund ein Bugatti 57SC Atlantic. |
Der 300 SL-Prototyp landete 1952 einen Doppelsieg in Le Mans. |
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Francoise Niellys Interpretation des Citroën Survolt. |
Victor Vasarely gestaltete den Citroën CX nach den Prinzipien der "Op Art". |
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Guy Renaudat baut 1968 sein Coupé mit Matra und Renault-Teilen. |
Der "Romer" hat keine Strassenzulassung: die 4000 Kilometer auf dem Tacho kamen auf nächtlichen Spritztouren zusammen. |
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Der BMW 700 RS von 1961 wurde von Hans Stuck Sr. und Alex von Falkenhausen bei Bergrennen gefahren. |
1966 probte BMW den Einstieg in die Formel 2 mit Brabham-F-1-Chassis und Apfelbeck-Motor. |
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Der Ferrari 312 T3 wurde 1978 von Gilles Villeneuve bewegt. |
Formel-1-Erstling von Frank Williams und Gian Paolo Dallara: De Tomaso von 1970. |
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Von Balsaholz-Leichtbau-Papst Frank Costin: Lister Jaguar von 1959. |
1969 setzte das John-Wyer-Team den Gulf-Mirage M3 in der Markenweltmeisterschaft ein. |
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Ferraris Dino 206 SP war vor allem am Berg erfolgreich und ist der Stammvater von Fiat Dino, Dino 246 GT und Lancia Stratos. |
Gérard Ducarouges erfolgreicher Groundeffect-Ligier JS11/15 gewann 1979 und 1980 drei Grand Prix. |
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Frühe Renault Alpine mit Stahlfelgen und Zentralverschluss. |
Seltene Straßenversion des Lancia Rally 037. Seine 205 PS mussten 1983 mit 45.630.000 Lire bezahlt werden. |
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Cisitalia 33 DF Voloradente Coupé von 1954. Preiserwartung: zwischen 125.000 und 155.000 Euro |
Der Ferrari 312 B3 "Spazzaneve" (1973) war ein Versuchsträger und kam nie zum Renneinsatz. Er gilt als Stammvater der erfolgreichen 312 T-Reihe. |
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Der Ferrari 250 Monza Spyder von 1954 hat eine lange Reise durch Südamerika hinter sich. |
Sieger der Targa Florio von 1961: Der Ferrari Dino 246S wurde von Wolfgang von Trips und Olivier Gendebien pilotiert. 1962 gewannen Phil Hill und Gendebien auf dem Chassis die 1000 Kilometer am Nürburgring. |
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Typisch Retromobil: Ein besonders aufwändiges Display eines Servicepunkts der Tour de France de l'Automobile 1973. |
Das Hydromobile von 1942 ist aus Holz, kann die Räder einziehen und wird von einem 4,2-Liter großen Ford-V8 angetrieben. |
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Wiedergewonnene Schönheit: Der Citroen-Bus stand vor einigen Jahren als Scheunenfund auf der Retromobile. |
Nicht schön, aber inzwischen auch in Frankreich selten: Simca Rallye 3. |
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Wenn Abarth dran steht, wird auch ein FIAT 131 Miraforio teuer, Schätzpreis für die Auktion: 50.000 bis 60.000 Euro. |
Das noch viel seltenere Hotchkiss 2050 Cabrio mit Anthéor Chapron-Aufbau von 1952 sollte dagen nur 30.000 bis 50.000 Euro bringen. |
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Autor: Rainer Roßbach
Fotos: Rainer RoßbachDieter Roßbach
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