Ursprünglich sollte der Comet als neues preiswerteres Edsel-Modell auf dem Markt gebraucht werden. Doch am 19. November 1959 zog Ford den Stecker – das Ende der kurzlebigen Marke Edsel war besiegelt. Interessanterweise lief die Produktion der 1960er-Edsel-Modelle noch bis Ende November weiter. Statt das vielversprechende Projekt zu begraben, entschied man sich bei Ford zu einem strategischen Schachzug: Der Comet wurde der Lincoln-Mercury-Division zugeteilt und ab Frühjahr 1960 über Mercury-Comet-Händler verkauft – zunächst als eigenständige Marke ohne Mercury-Emblem. Sogar die Türplaketten trugen selbstbewusst die Gravur „Made in U.S.A. by Comet“.


Edsel: Fords großer Flop
Entwickelt wurde der Comet parallel zum Ford Falcon. Frühe Vorserienfotos zeigen eine Limousine, die dem Serienmodell bereits verblüffend ähnelte, damals allerdings noch mit dem markentypischen, geteilten Edsel-Kühlergrill. Auch die ersten Kombi-Prototypen trugen noch den Edsel-Schriftzug. Doch bei der offiziellen Präsentation war das geteilte Gesicht aus dem Edsel-Erbe durch einem Kühlergrill, der sich stärker an der Mercury-Formensprache orientierte, ersetzt worden. Ein weiteres Erbe blieb jedoch: die schräg stehenden, elliptischen Rückleuchten – ursprünglich für Edsel entworfen und sogar mit der „E“-Teilenummer versehen. Weitere Bauteile wie die Parkleuchten, diverse Armaturenbrett-Bedienelemente und selbst die Zündschlüssel stammten aus dem Edsel-Regal – Letztere mit einem kleinen Trick: Der Mittelbalken des Edsel-„E“ wurde entfernt, sodass daraus ein „C“ entstand.

Wie der spätere Plymouth Valiant startete der Comet ohne Markenplakette, allein mit dem selbstbewussten „Comet“-Schriftzug. Erst ab Modelljahr 1962 tauchte offiziell der Name Mercury auf. Angeboten wurde der Newcomer ab März 1960 als zwei- und viertürige Limousine sowie als Kombi, jeweils in zwei Ausstattungslinien: Standard und „Custom“. Letztere punktete mit zusätzlichem Chromzierrat, Emblemen und komplettem Vinyl-Interieur. Unter der Haube arbeitete zunächst ausschließlich der 144-cid-Thriftpower-Reihensechszylinder mit einfachem Holley-Vergaser und 90 SAE-PS (einige Quellen sprechen von 85 PS) bei 4.200 U/min. Geschaltet wurde klassisch über ein Drei-Gang-Lenkradgetriebe oder optional per zweistufiger „Comet-Drive“-Automatik.

Den Modellnamen sicherte sich Ford von der Comet Coach Company, einem Hersteller von Bestattungsfahrzeugen auf Oldsmobile-Basis. Die Firma selbst wurde daraufhin in Cotner-Bevington umbenannt. Kritik an der bescheidenen Motorleistung konterte Ford 1961 mit dem größeren 170-cid-Thriftpower-Sechszylinder, der 101 PS bei 4.400 U/min leistete. Dazu kam optional ein Viergang-Getriebe aus Dagenham – allerdings ohne Synchronisation im ersten Gang. Optisch gab es nur behutsame Retuschen: Das Comet-Logo wanderte vom vorderen Kotflügel ans hintere Seitenteil, der Kühlergrill erhielt ein frisches Design.

Neu war auch das S-22-Paket, exklusiv für die zweitürige Limousine. Es versprach Sportlichkeit, blieb technisch jedoch beim Serienstand. Die Unterschiede beschränkten sich auf S-22-Embleme, Einzelsitze und eine Mittelkonsole – ausreichend, um den Comet zumindest optisch in eine dynamischere Liga zu heben.
So schrieb der Comet seine eigene Erfolgsgeschichte – ein Automobil, das aus dem Schatten der gescheiterten Edsel-Marke hervorging und sich mit cleverem Re-Branding sowie feiner Modellpflege schnell als feste Größe im Ford-Konzern etablierte.
Produktion: 1960–1961
Karosserievarianten:
zweitüriges Hardtop
zweitürige Limousine
viertürige Limousine
zweitüriger Kombi
viertüriger Kombi
zweitüriges Cabriolet
Verwandte Modelle: Ford Falcon, Frontenac
Motoren:
2,4 l Thriftpower Reihensechszylinder
2,8 l Thriftpower Reihensechszylinder
4,3 l Challenger V8
Getriebeoptionen:
3-Gang-Handschaltung
2-Gang-Automatik
4-Gang-Handschaltung
Abmessungen:
Radstand: 2.896 mm (Coupé, Limousine)
2.781 mm (Kombi)
Länge: 4.940 mm
Breite: 1.788 mm
Höhe: 1.384 mm
Text und Fotos: Dieter Roßbach