Sigma Grand Prix (1969)

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Sigma Grand Prix

Ende der Sechziger Jahre standen die Dinge nicht gut für die Formel 1. Filigrane Chassis, hochmontierte Flügel, die leicht brachen, sowie Benzintanks, die rund um den Fahrer angebracht waren, machten die Monoposti zu rollenden Bomben. Der Blutzoll der Fahrer war entsprechend hoch. So verbrannte der Ferrari-Werksfahrer Lorenzo Bandini beim Grand Prix von Monaco 1967 und der Ausnahmefahrer und zweifache Weltmeister Jim Clark starb bei einem Formel 2-Rennen am 7. April 1968 in Hockenheim. Es war allerhöchste Zeit, sich über die Sicherheit im Formel-Rennsport Gedanken zu machen.

1968 wurde in der Redaktion der schweizerischen Fachzeitschrift “Automobil Revue” die Idee zu einer Arbeitsgruppe geboren, die sich diesem Thema widmen sollte. Mitglieder dieses Gremiums waren, neben dem Chefredakteur Robert Braunschweig, der italienische Designer Sergio Pininfarina, Ernst Fiala von der Technischen Universität Berlin, der australische Rennarzt Michael Henderson und der Rennfahrer, Ingenieur und Journalist Paul Frère. Enzo Ferrari half in Form eines Vorjahres-Formel 1 mit einem V12-Motor, der 436 PS bei 11.000 Umdrehungen leistete – Fiat und Mercedes-Benz offerierten technische Unterstützung.

Sigma Grand Prix

Das Ergebnis dieser Zusammenarbeit, der Pininfarina Sigma Grand Prix, wurde auf dem Genfer Salon 1969 gezeigt. Zu den Innovationen dieses bemerkenswerten Rennwagens gehörten ein Rahmen mit abgestufter Festigkeit, deformierbare Flanken, von der Karosserie eingeschlossene Räder, ausgeschäumte Sicherheitstanks, eine automatische Feuerlöschanlage und ein neuartiges Gurtsystem mit Bremsrollen sowie Helmgurte. Weiterhin waren eine Teleskop-Lenksäule, ein selbstauslösender Trägheitsschalter für die elektrische Anlage sowie verstärkte Treibstoffleitungen mit sich – im Falle einer Beschädigung – selbsttätig schliessenden Verbindungsstücken vorgesehen. Viele dieser Sicherheitsmerkmale sind heute bei Rennwagen selbstverständlich.

Der Name der innovativen Formel 1-Studie geht auf das Konzept einer Sicherheitslimousine aus dem Jahr 1963 mit dem Namen Sigma zurück. Im Sommer 1968 entstanden bei Pininfarina zwei 1:5-Windkanalmodelle aus Holz, von denen eines an Ferrari und das andere an die Automobil Revue ging, sowie das 1:1-Original für den Genfer Salon 1969.

Sigma Grand Prix

Text/Fotos: Rainer Roßbach