AMG 300 SEL 6.8 (1971)

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Dieses belgische Traditions-Rennen bringt den Mercedes-Tuner AMG mit der “Roten Sau” schlagartig auf die Bühne des Motorsports: Am 24. Juli 1971 gehen um 15 Uhr fast 80 Renntourenwagen an den Start der 24 Stunden von Spa-Francorchamps. Mittendrin im Feld fährt eine mächtige Mercedes-Benz Luxuslimousine der Baureihe W 109 über den Ardennenkurs. Es ist kein Werksrennwagen, sondern ein Fahrzeug, das von dem 1967 gegründeten Ingenieurbüro von Hans Werner Aufrecht und Erhard Melcher eingesetzt wird.

AMG hat diesen Vorläufer der Mercedes-Benz S-Klasse für das Langstreckenrennen umfassend vorbereitet, die Schwerpunkte liegen auf Motor und Fahrwerk. Die technischen Daten sind für Renntourenwagen der damaligen Zeit gigantisch: 428 PS aus 6.835 Kubikzentimetern Hubraum, bis zu 620 Newtonmeter Drehmoment, eine Spitzengeschwindigkeit von mehr als 265 km/h und ein Beschleunigungsvermögen aus dem Stand auf 100 km/h in 6,1 Sekunden. AMG 300 SEL 6.8 lautet der Name des roten Rennwagens – auch wenn der Stern auf dem Kühler klar auf die Stuttgarter Marke verweist.

Der Rennerfolg vor 50 Jahren ist keine Selbstverständlichkeit. Denn die große, 1.635 Kilogramm wiegende Limousine (immerhin 195 Kilogramm leichter als die Serienversion) muss sich in dem belgischen Marathonrennen gegen ein Feld flinker Renntourenwagen behaupten. Zum Glück liegt dem Fahrzeug der alte Kurs von Spa-Francorchamps – 14,863 Kilometer lang und mit vielen Geraden, auf denen Vollgas gefahren werden kann. 

Der 300 SEL 6.8 hält sich wacker und rast zuverlässig durch die Nacht, während immer mehr Fahrzeuge aus dem Rennen ausscheiden: Im Morgengrauen sind noch 23 Wagen unterwegs, ganze Werksmannschaften haben ihre Flaggen gestrichen. Der Außenseiter aus Affalterbach zieht weiter seine Bahnen und kommt schließlich als zweites Fahrzeug unter den 18 verbliebenen Renntourenwagen ins Ziel.

Das Fachmagazin „Road & Track“ beschreibt im Rückblick den erfolgreichen Balanceakt zwischen Leistung und Gewicht: „Im Rennen hatte der große V8-Motor einen unstillbaren Durst nach Treibstoff, und das Gewicht [des Fahrzeugs] führte dazu, dass es schnell seine Reifen verschliss. Doch die Geschwindigkeit der Roten Sau glich auf den langen Geraden von Spa-Francorchamps diese Ineffizienzen mehr als aus. Nach 24 Stunden stürmte sie auf einen unglaublichen zweiten Platz hinter einem Ford Capri.“ Fahrer des Fords sind  Dieter Glemser sowie der spanische Pilot Àlex Soler-Roig.

Hans Heyer und Clemens Schickentanz fahren im 300 SEL 6.8 auf einen sensationellen Platz 2 im Gesamtklassement und sichern sich den Sieg in ihrer Klasse. 

Am Ende der 24 Stunden von Spa-Francorchamps 1971 fahren Hans Heyer und Clemens Schickentanz im 300 SEL 6.8 auf einen sensationellen Platz 2 im Gesamtklassement und sichern sich den Sieg in ihrer Klasse. 

Das Fachmagazin „Road & Track“ beschreibt im Rückblick den erfolgreichen Balanceakt zwischen Leistung und Gewicht: „Im Rennen hatte der große V8-Motor einen unstillbaren Durst nach Treibstoff, und das Gewicht [des Fahrzeugs] führte dazu, dass es schnell seine Reifen verschliss. Doch die Geschwindigkeit der Roten Sau glich auf den langen Geraden von Spa-Francorchamps diese Ineffizienzen mehr als aus. Nach 24 Stunden stürmte sie auf einen unglaublichen zweiten Platz hinter einem Ford Capri.“ („During the race, the big V8 had an insatiable thirst for fuel, and its weight meant that it quickly wrecked its tires. However, the straight-line speed of the Red Pig more than made up for its inefficiencies on the long straights of Spa-Francorchamps, and after 24 hours, it ended up storming its way to an incredible second place behind a Ford Capri.“) Fahrer des Fords sind der ehemalige Mercedes-Benz Rennfahrer und heutige Mercedes-Benz Markenbotschafter Dieter Glemser sowie der spanische Rennfahrer Alejandro „Àlex“ Soler-Roig.

Fotos: Mercedes Benz/Text: Mercedes-Benz/rr