Festival of Speed 2023

Veröffentlicht von

Keine Akkreditierung, obwohl wir fast 20 Jahre, bis zur Corona-Pause, regelmäßig berichtet haben? Zum Glück sind wir in der Szene gut vernetzt und konnten daher kurzfristig noch Karten für die ansonsten ausgebuchte Veranstaltung bekommen.

Zum 30. Geburtstag wurde das Festival vom Wetter ordentlich durchgeschüttelt. Freitags gab es kräftigen Regen und am Samstag mussten die Zuschauer wegen starken Windes zu Hause bleiben. Schade für die, die einen weiten Weg auf sich genommen hatten und unverrichteter Dinge wieder nach Hause fahren mussten. Denn es wurde viel gefeiert: seit 75 Jahren gibt es Motorsport in Goodwood, Porsche wurde gleichfalls 75 Jahre alt, die 24 Stunden von Le Mans wurden zum 100. Mal ausgetragen, Lotus wurde genauso wie die NASCAR 75, während McLaren seit 60 Jahren im Rennsport aktiv ist.

Ferrari gelang dieses Jahr der große Coup an der Sarthe. Seit 1973 hatte man werksseitig nicht mehr am Langstreckenklassiker teilgenommen und feierte dieses Jahr mit dem Sieg eine triumphale Rückkkehr. Der Sieger, der leider nicht auf die Strecke ging, war noch mit dem Schmutz des Rennens bedeckt und zeigte sich nur hinter Absperrungen. Andere Sieger waren furchtloser. Emanuele Pirro etwa nahm die Strecke im dreifachen Siegerfahrzeug Matra Simca MS670 unter die Räder, genau wie Prototypen von Sauber-Mercedes, Jaguar, Toyota, Glickenhaus und natürlich Porsche. Ein besonderes Highlight war das Erscheinen von Briggs-Cunninghams 1951er Cadillac 61 “Le Monstre”.

Für das Porsche-Jubiläum hatte Hauskünstler Gerry Judah das zentrale Display mit Porsche 804, 963, 962, 356 und Varianten des 911, den 992 und 997. gestaltet. Die Stuttgarter hatten im Gegenzug eine große Palette von Fahrzeugen nach West Sussex gebracht, darunter den ersten Stuttgarter Le-Mans-Sieger, das 356 SL Gmünd-Coupé, die legendäre “Großmutter”, den 718/8 WR-S Spyder von 1961, ein 1968er 908 Langheck sowie diverse 917er bis hin zum 963 von 2023.

Populärer als die NASCAR ist in den USA wohl keine Rennserie und die Begeisterung hat Europa längst erfasst. Am 14. Dezember 1947 trafen sich Bill France senior in der Ebony Bar in Daytona Beach, Florida mit Veranstaltern von Autorennen im Osten und mittleren Westen der USA und gründeten die Stockcar-Rennserie. Ikonischstes Fahrzeug ist der Dodge Charger Daytona, der 1969 die Konkurrenz dominierte.

McLaren zeichnete den Weg von den Anfängen des Teams bis zum Heute mit detailliert nach, etwa mit vielen Formel-1-Weltmeistern. Eher selten zu Gesicht bekommt man etwa den 1969er M7-Formel 1 mit Doppelflügeln, Frank Matichs McLaren-Holden Repco M10B aus der australische Formel 5000 oder die ersten CanAm-Wagen wie den M1A mit Oldsmobile-V8. Johnny Rutherfords Indy 500-Siegerwagen aus dem Jahr 1976, der McLaren Offenhauser-M16, und ein F1 GTR von 1996, der in der japanischen GT-Serie siegreich war, illustrierten weitere Bereiche des Kiwi-Rennengagements.

Zudem waren mit Ferrari, Williams, AMG-Mercedes sowie Renault weitere aktuelle Formel-1-Teams am Start. Die Ferrari 156 Sharknose-Recreation von Jason Stuart Wright sowie der Williams-6-wheeler FW08, der 1982 lediglich von Alan Jones, Jacques Laffite und Jonathan Palmer getestet wurde und nie zum Einsatz kam, markierten die Bandbreite der Königsklasse zwischen klassischem Fantuzzi-Design und extremen technischen Auslegungen in den 1980er Jahren.

Das Cartier “Style et Luxe”-Display nahm sich mit Homologations-Straßenfahrzeugen gleichfalls dem Le Mans-Thema an. McLaren F1, Nissan R390, Maserati MC12, Mercedes CLK und Porsche GT1 zeigten das gesamte Spektrum. Begleitet wurden die raren Stücke von wunderschönen Cycle Cars vom Anfang des 20. Jahrhunderts, Ferraris, exklusiven amerikanischen Custom Cars rund um die 1940er und 1950er Jahre sowie einer spannenden Auswahl an frühen Land Rovern in diversen Varianten.

Platz fanden zudem Vorkriegsklassiker, Driftkhana-Spezialisten, Pikes Peak-Boliden oder Hot Rods. Und nicht zuletzt ist das Festival die größte Auto-Ausstellung auf der Insel. Die Besucher bekamen viele Premieren und Enthüllungen zu sehen. Im Laufe des Wochenendes wurden der AIM EV Sport 01, Alpine A110 R, Alpine A290_β, Bentley Batur, Bentley Speed Six Continuation, Ferrari KC23, Genesis GV80 Coupe Concept, Lamborghini Huracan Sterrato, McLaren Solus GT, McMurtry Spéirling, MINI Aceman, MG Cyberster, Porsche 718 Spyder RS, Porsche Mission X, Renault R5 Turbo 3E und Porsche 911 Reimagined by Singer DLS Turbo Project zu sehen.

Trotzdem hinterlässt die 2023er Ausgabe einen zwiespältigen Eindruck, und das nicht, weil der Samstag witterungsbedingt ausfallen mußte. Das war richtig und gut, die Sicherheit der Gäste geht immer vor. Aber im Vegleich, besonders der frühen Jahre hat Goodwood an Inhalt und Flair gelitten. Es gibt weniger historische Exoten, dafür sind nun die Automobilhersteller mit ihren großen Pavillons das dominierende Bild der Veranstaltung. Es ist schon länge keine Gartenparty im Park des Dukes mehr.

Text: Rainer Roßbach, Dieter Roßbach, Fotos: Dieter Roßbach