Maserati 300S

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Maserati 300S

Am 6. November 1955, gewann Juan Manuel Fangio am Steuer des Maserati 300S den Großen Preis von Venezuela. Der Tipo 300S war eine Weiterentwicklung des 250S und wurde 1955 vorgestellt. Bis 1959 entstanden von ihm 27 Exemplare. Sein Reihensechszylindermotor war vom Formel-1-Rennwagen 250F abgeleitet und dabei von 2,5 auf 3,0 Liter Hubraum vergrößert worden. Die Leistungssteigerung ging trotz des höheren Verdichtungsverhältnisses mit einem niedrigen Drehzahlniveau und – für Langstreckenrennen besonders wichtig – mit einer geringeren mechanischen Beanspruchung einher. Der Rest der Motorarchitektur war identisch zum 2,5-Liter-Reihensechszylinder, einschließlich der beiden obenliegenden Nockenwellen und der Doppelzündung: Die Konstruktionsmerkmale der Formel 1 wurden auf den Sportwagen übertragen und kamen später auch in der Serienproduktion zum Einsatz. 

Technisch besonders war, dass die Sitze der Ventile und die Aussparungen für die beiden Zündkerzen der Doppelzündung im halbkugelförmigen Brennraum des Motors deutlich sichtbar waren. Die vorderen Aufhängungen bestanden aus Doppelquerlenkern und einer Schraubenfeder mit koaxialem Teleskopstoßdämpfer. Zudem waren die Trommeln der Bremstrommel aus  Leichtmetallguss und wiesen radiale Rippen sowie Löcher zur Wärmeableitung auf. Das Chassis war entsprechend angepasst, um den höheren Belastungen durch das größere Motorgewicht gerecht zu werden.

Maserati 300S, Jean Behra

Der 300S besaß eine offene Karosserie von Fantuzzi mit flacher Windschutzscheibe. Große seitliche Kühlöffnungen sorgen für beste thermische Bedingungen im Motorraum. Das doppelte Abgasrohr auf der linken Seite war ein weiteres Erkennungszeichen. Im Unterschied zum Vorgänger war das Heck etwas ausladender, weil neben dem 150-Liter-Kraftstoff- und dem Öltank auch ein Ersatzrad untergebracht werden musste. 

Da Mitte der 1950er-Jahre neue Theorien zur Aerodynamik entstanden, wandelte sich das Design des 300S über seine Lebenszeit, um die Effizienz zu verbessern. Bereits bei seinem Debüt im Jahr 1955 stellte der 300 S seine Wettbewerbsfähigkeit unter Beweis. Chefingenieur Giulio Alfieri führte in der Folgezeit eine Reihe von Verbesserungen am Fahrzeug ein, um es wettbewerbsfähiger zu machen. Dazu gehörte unter anderem auch eine Kraftstoffeinspritzung.

1955 gewann der Tipo 300S mit Juan Manuel Fangio am Steuer den Großen Preis von Venezuela. Im Folgejahr siegten Stirling Moss und Carlos Menditeguy bei den 1000 Kilometern von Buenos Aires, während Pietro Taruffi beim Giro di Sicilia (Erster in der Klasse bis 3,0 Liter Hubraum) und bei der Targa Florio erfolgreich war. Jean Behra gewann die Rennen in Bari und Castelfusano, Franco Bordini das Fünfstundenrennen von Messina. Ein besonderes Highlight war der Erfolg beim 1000-Kilometerrennen auf dem Nürburgring 1956 , bei dem sich Moss, Jean Behra, Pietro Taruffi und Harry Schell am Steuer des 300S abwechselten. Die Zuverlässigkeit und das perfekte Ansprechverhalten waren die beiden wichtigsten Erfolgsfaktoren des 300S. Mit viel Pech verpasste der 300S aber den Gewinn der Sportwagen-Weltmeisterschaft 1956. Obwohl bereits 1957 der leistungsstärkere 450S eingeführt wurde, blieb der 300S bis 1959 in Produktion.

Maserati 300S, Motor

Fotos: Maserati, Bjørn Fjørtoft – National Archives of Norway, Alf van Beem/Text: Maserati, Rainer Roßbach