Rétromobile 2020

Veröffentlicht von

Zugegeben, die Wertung ist subjektiv, aber das breite Angebot an Sportprototypen machte den besonderen Reiz der 2020er Ausgabe der Rétromobile aus. Erfolgreiche Vertreter der Gattung, wie etwa der 1973er Le-Mans-Siegerwagen von Graham Hill und Henri Pescarolo – ein Matra 670 B, trafen auf eher erfolglose Vertreter wie den Serenissima 3000 SP aus dem Jahr 1967. Mehr gewinnen konnte der Rondeau M 378, der 1978 immerhin auf dem dritten Platz auf dem Kurs an der Sarthe einlief, und das gilt auch für das Porsche 917-“Hippie”-Langheck, mit dem Gerard Larousse und Willi Kauhsen 1970 den zweiten Platz belegten. Weniger glücklich war der, wenngleich schnelle, aber wenig haltbare Ferrari 312P von 1969.
Alfa Romeo machte es dagegen besser mit dem Achtzylinder-Tipo 33/3, dessen 1971er Ausbaustufe drei Siege in der Weltmeisterschaft einfahren konnte. Besonders schön aus deutscher Perspektive waren die drei TOJ bei Artcurial – Eigenentwicklungen des deutschen Rennfahrers Jörg Obermoser, der mit seinen Wagen von 1974 bis 1978 erfolgreich an der Interserie und der Sportwagen-WM teilnahm.
Bei Bonhams stand zudem der Sieger der 1967er Berg-Europameisterschaft. Ludovico Scarfiotti konnte auf dem berückend schönen Ferrari Dino 206 P/SP das Championat gewinnen.

Formel-1-Boliden waren dieses Jahr in der Unterzahl, aber durchaus mit interessanten Exponaten. Neben dem Matra 120B, der 1971 unter Chris Amon das nicht für die WM zählende Rennen in Argentinien gewinnen konnte, stand auch ein BRM P25 mit dem der Schwede Joakim Bonnier 1959 in Holland für sich und die Marke den ersten Grand Prix gewinnen konnte. Weniger erfolgreich, aber elegant auch der in Schwarz lackierte UOP Shadow DN3 von 1973 sowie der Surtees TS 9B, mit dem Mike Hailwood 1972 in Italien Zweiter wurde

Der italienische „Automotoclub Storico Italiano“ hat aus der Konkursmasse von Bertone 79 Studien gekauft. Der italienische Staat hat die Sammlung, die im Volandia-Museum in Mailand eine Heimat gefunden hat, als nationales Kulturgut eingestuft. Üblicherweise darf die Sammlung das Land nicht verlassen. Für die Retromobile machte man die Ausnahme und zeigte zehn Entwürfe, unter denen der Ferrari 308 GT „Rainbow“ besonders glänzte.

Citroën hingegen feierte “50 Jahre GS” und Renault gab einen Exkurs über die Geschichte seiner Limousinen, was Gelegenheit gab, Exoten wie den IKA Renault Torino aus Argentinien in Augenschein zu nehmen. Auch sonst war das Angebot hochklassig. Neben eher skurrilen Exponaten wie dem Abarth 1600 OTS mit immerhin 156 PS auf der Basis der kleinen Fiat 850 Limousine gab es seltenes wie den Straßensportler McLaren M6GT zu sehen, auch einen Pegaso mit exaltierter Saoutchik-Karosserie oder etwa, bei Bonhams im Grand Palais an der Champs Elysee, hochklassiges wie einen Dino 206 S Spider oder den brutalen Lancia Delta HF Stradale.

Fotos/Text: Rainer Roßbach