Alfa Romeo 6C 2300 Aerodinamica Spider (1937)

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Alfa Romeo 6C 2300 Aerodinamica Spider (1937)

Die Ursprünge des “Aerodinamica Spider” genannten Unikats reichen in das Jahr 1934 zurück. Alfa-Romeo-Chefingenieur Vittorio Jano hatte die Aufgabe, einen Rennwagen gemäß dem zu dieser Zeit revolutionären Mittelmotor-Layout zu konstruieren. 

Um das Projekt weitgehend geheim zu halten, beschloss Jano die Auslagerung eines Teils der Entwicklungsarbeit. Während er selbst sich im Alfa Romeo Stammwerk Portello um den zukünftigen Zwölfzylinder-Rennmotor kümmerte, vergab er die Konstruktion der Karosserie an die Brüder Gino und Oskar Jankovits. Beide betrieben in Fiume – nach dem Zweiten Weltkrieg unter den Namen Rijeka Teil von Jugoslawien – eine große Werkstatt und hatten auch die finanziellen Mittel, den Geheimauftrag auszuführen.

Als Basis diente das modifizierte Chassis eines Alfa Romeo 6C 2300. Die größte Änderung betraf die Position des Motors – der vorerst verwendete Reihensechszylinder war hinter dem Cockpit platziert. Diese Konstellation ermöglichte eine nur knapp über einen Meter hohe Ponton-Karosserie mit einem Luftwiderstandsbeiwert von 0,23 – für die 1930er Jahre sensationell niedrig. Auch die in die Fahrzeugfront eingelassenen Scheinwerfer, das flach auslaufende Heck und der verkleidete Unterboden waren ihrer Zeit voraus. Das dreisitzige Cockpit mit der Fahrerposition in der Mitte und die Zweikreis-Bremsanlage mit einstellbarer Bremskraftverteilung verrieten den geplanten Einsatz im Rennsport.

1937, als das Projekt das Prototypenstadium erreicht hatte, verließ Jano überraschend Alfa Romeo. Die Verbindung zu Gino und Oskar Jankovits wurde gekappt. Die beiden Brüder bauten den halbfertigen Rennwagen zunächst zum Alltagsfahrzeug um. Damit gilt der Alfa Romeo Aerospider als weltweit erster Sportwagen mit Mittelmotor. Nach dem Zweiten Weltkrieg nutzten sie ihre Konstruktion, um aus dem inzwischen kommunistischen Rijeka nach Italien zu fliehen – der Legende nach unter Beschuss der Grenzposten.

 In den folgenden Jahren verschlug es den Roadster erst in die USA, dann nach Großbritannien, schließlich zurück nach Italien, wo er sogar in Hellblau umlackiert wurde. Erst eine vollständige Restaurierung versetzte den Aerospider wieder in seinen ursprünglichen Zustand.

Alfa Romeo 6C 2300 Aerodinamica Spider

Fotos: Rainer Roßbach/Text: FCA/RR