A.T.S. 2500 GT (1962)

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A.T.S. 2500 GT

Anfang der 1960er Jahre machte sich bei leitenden Ferrari-Mitarbeitern Unzufriedenheit breit. Carlo Chiti und Giotto Bizzarrini versuchten den Commendatore vergeblich vom Vorteil des Mittelmotorkonzepts für seine Sportwagen zu überzeugen. Auch Teile der rennfahrenden Kundschaft – vor allem der wohlhabende Comte Giovanni Volpi und seine Scuderia Serenissima – waren erbost, dass ihnen der Kauf eines Ferrari GTO verweigert wurde.

Also ging man daran, eine neue Firma zu gründen: Die Führungsmannschaft setzte sich von Ferrari ab und etablierte im März 1962 unter dem Namen ATS (Automobili Turismo e Sport) in Bologna ein Unternehmen, das Ferrari sowohl auf der Straße als auch im Wettbewerb Konkurrenz machen sollte. Comte Giovanni Volpi und andere Finanziers sorgten für ausreichendes Startkapital.

Geplant war die Herstellung von Gran-Turismo-Coupés und Formel-1-Wagen. Das ATS-Projekt startete auf einem hohen Niveau: Für die Formel 1 wurde der Tipo 100 mit 1,5 Liter V8 Motor gebaut und als Fahrer kein geringerer als der Weltmeister von 1961, der Amerikaner Phil Hill, gewonnen.

A.T.S. 2500 GT

Das erste Straßenfahrzeug, ein Coupé, wurde auf dem Genfer Salon des Jahres 1963 vorgestellt. Vorgesehen waren zwei Serienversionen: die Basisversion, der 2500 GT, und das Spitzenmodell 2500 GTS. Die Karosserie des zweisitzigen Mittelmotorwagens stammt von der renomierten Carozzeria Allemano, die seit 1928 in Turin hochwertige Fahrzeugbekleidung produzierte. Während die Basisversion mit Stahlblech beplankt ist, wurde für den Aufbau des stärkeren GTS Aluminium verwendet. Der von Chiti konstruierte Fachwerkrahmen weist Verstärkungen mit Rechteckrohren auf.

Der ATS galt zu seiner Zeit als der ultimative Supersportwagen. Der 2,5-Liter-Motor, ein V8 mit einer obenliegenden Nockenwelle pro Zylinderreihe und vier Fallstrom-Doppelvergasern leistet im GT 210 und im GTS 245 PS. Die Kraftübertragung erfolgt über ein ZF-5-Gang-Getriebe und auf Wunsch konnte eine automatische Kupplung von Fichtel & Sachs geordert werden. Während die Zahnstangenlenkung eine Eigenkonstruktion ist, stammen die Scheibenbremsen an allen vier Rädern von Dunlop. Außergewöhnlich ist die Unterbringung der Benzintanks unter den Seitenschwellen: ein Hinweis auf die große Verwandtschaft des Mittelmotor-Coupés mit dem Formel-1-Rennwagen.

A.T.S. 2500 GT

Das Ende kam für beide Konstruktionen gleich schnell. Das Formel-1-Abenteuer war nach fünf Einsätzen in der Saison 1963 wegen Erfolglosigkeit beendet. Und wegen finanzieller Schwierigkeiten musste die Firma Ende 1963 ganz aufgeben. 

Carlo Chiti gründete später Autodelta, Giotto Bizzarini brachte Renzo Rivoltas Iso-Sportwagen sowie seine eigenen Kreationen auf die Straße und Comte Volti wagte gleichfalls den Versuch unter der Marke Serenissima eigene Rennwagen zu konstruieren. Von ATS hingegen blieb eine Handvoll außergewöhnlicher Autos, die ihrer Zeit ein gutes Stück voraus waren.

Fotos: Rainer Roßbach/Text: Rainer Roßbach