Lancia Gamma – der letzte echte Lancia

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Der Lancia Gamma wurde als Nachfolger des Flavia 2000 im Jahre 1975 als Limousine (Berlina) und im Jahre 1976 als Coupé vorgestellt. Der Gamma ist der letzte „echte“ Lancia mit einer eigene Bodengruppe und einen Lancia-Motor. Für das Coupé wurde die Bodengruppe der Limousine um 11cm gekürzt. Der nachfolgende Thema teilte sich die Bodengruppe mit Fiat Croma /Saab 900 /Renault 20+30. Wie beim parallel gebauten Lancia Beta kamen Fiat-Motoren zum Einsatz, von den wenigen Thema mit Ferrari-V8 abgesehen.
Der Entwurf des Coupes stammt von Pininfarinas Designer Aldo Brovarone, die Innenraumgestaltung von Piero Stroppa. Bei Pininfarina in Werk Grugliasco in Turin wurden die Lancia Gamma auch, bis auf den Einbau der Technik (Motor, Getriebe, Radaufhängungen) produziert. Komplettiert wurden die Fahrzeuge bei Lancia. Motor, Getriebe und Fahrwerk wurden anschließend im Lancia Werk Borgo San Paolo eingebaut.. Das Coupe ist optisch eng mit anderen Pininfarina-Produkten, wie dem Ferrari 412 und den Fiat 130 Coupé, verwandt. Auf Basis des Coupés baute Pininfarina als Prototyp eine viertürige Limousine, den Scala, einen Spider mit herausnehmbaren Dachhälften sowie den Olgiata, ein Kombicoupé.
Ein weiterer Prototyp kam von Italdesign: der Meggagamma, ein Van.
Besonders das Coupé war für die Zeit, in der es angeboten wurde, üppig ausgestattet: elektrische Fensterheber, elektrischer Außenspiegel, Servolenkung, Jalousien an der Heckscheibe, aber auch der Preis war üppig, der Wagen war teurer als ein vergleichbares Fahrzeug von Mercedes-Benz oder BMW, und die hatten Sechszylindermotoren!

Einschließlich aller Versionen der Serie 1 wurden 6789 Coupés gebaut. Anmerkung: Matteo Licata spricht in seinem Buch von 6666 Coupés, davon 1153 2500ie. Von der Limousine wurden 11.400 Einheiten produziert.

Der Wagen hätte ein Erfolg werden können, leider hat die Übernahme durch Fiat das verhindert. Der Gamma wurde unausgereift auf den Markt geworfen, besonders der Motor war nicht zu Ende entwickelt und wurde zur Schwachstelle, eingelaufene Nockenwellen sorgen nach rund 70.000km für kapitale Motorschäden, der Antrieb der Servopumpe durch den Zahnriemen der linken Motorseite konnte beim Start mit voll eingeschlagenen Rädern zum Überpringen führen, was die Ventile sehr übel genommen haben. die zweite Serie war dann deutlich stabiler, aber der Ruf war ruiniert. Damit war auch für die weiteren Varianten, die Pininfarina als Prototypen produziert hatte, keine Serienproduktion möglich, sehr zum Leidwesen heutiger Gamma-Liebhaber.

Die wenigen überlebenden Exemplare beginnen heute im Wert zu steigen, Clubs in England und natürlich auch in Italien kümmern sich intensiv um die Fahrzeuge, neue Teile und Umbauanleitungen sorgen für deutlich verbesserte Haltbarkeit. trotzdem ist der Wert weit unter denen anderer Lancia-Modelle.

Fotos: Dieter Roßbach