Einfach Anders: Renault R16

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Seit Ende 1960 die Fregatte eingestellt wurde, fehlt bei Renault ein großes Auto im Programm. Wer mehr Platz braucht, als der R10 bieten kann, muss auf Konkurrenzmodelle umsteigen. Nachdem sich die Entwicklung eines Mittelklassewagens mit Sechszylinder-Heckmotor als unpraktikabel und zu teuer erwiesen hatte, Chevrolet wird mit diesem Konzept beim Corvair auch Schiffbruch erleiden, nimmt man den Erfolg des R4 als Wegweiser: Frontantrieb, vier Türen und eine große Heckklappe können auch für ein großes Auto nicht so falsch sein.

1965, das war die Zeit, als Mittelklasselimousinen noch barocke Heckflossen trugen, als die Marke Audi mit dem einzigen Modell „Audi“ (eine Typbezeichnung sparte man sich) gerade wieder geboren war, und die Deutschen zu fünft im Käfer über den Brenner nach Italien tuckerten. Die Schrägheckarchitektur, der geräumige Innenraum und die variable Sitzlandschaft des R16 waren die Antwort von Renault auf die allgemeine Mutlosigkeit der Branche und den Muff der konservativen Nachkriegsjahre.

Seine Sitzlandschaft ließ sich in insgesamt sieben Positionen an die unterschiedlichsten Situationen anpassen. Wer viel zu transportieren hatte, konnte das Fondgestühl umklappen oder ganz ausbauen, dadurch wuchs das Ladevolumen von 346 auf 1.200 Liter. Eine weitere erlaubte es, die Rückenlehne der Fondbank unter den Dachhimmel zu hängen, während das Sitzkissen nach vorne gekippt und von hinten an die Vordersitze gelehnt wurde. Auch an solche Details wie die solide Kofferraumabdeckung hatte Renault gedacht.

Rennsportlegende Stirling Moss nannte ihn „das am intelligentesten konstruierte Automobil“, das er je gesehen habe.

Antriebstechnisch hatte der R16 ebenfalls Neues zu bieten: So beherbergte er unter der Haube den ersten komplett aus Aluminium gefertigten Motor von Renault. Bei seiner Premiere 1965 mobilisierte der Leichtmetall-Vierzylinder 55 PS aus 1.470 Kubik­zentimetern Hubraum. Auch wenn ursprünglich als wirtschaftliche und zuverlässige Kraftquelle konzipiert, entdeckte man in der Branche schnell, dass in dem Triebwerk noch weit mehr steckte. So spendierte der legendäre Colin Chapman – stets auf der Suche nach intelligenten Leichtbaulösungen – seinem kleinen Mittelmotorflitzer Lotus Europe eine getunte Variante des R16. Auch die Alpine A110 und A310 bedienten sich des kompakten Kraftwerks. In den Wettbewerbsversionen brachte das Aggregat bis zu 172 PS an die Antriebsräder. Im R16 selbst stieg die Leistung des Aluminiummotors bis auf 93 PS in der 1973 vorgestellten Spitzenversion TX. Damit verbunden war ein stetiges Hubraumwachstum auf bis zu 1.647 Kubikzentimeter.

Ein Coupé-Version, Typ R16-113 entstand als Einzelstück, fand aber nicht den Weg in die Serienfertigung.

Der R 16 fuhr vom Start weg in die vordersten Regionen der Zulassungscharts. Bereits 1972 rollte das einmillionste Exemplar vom Band. Bis zum Karriereausklang im Januar 1980 stieg die Zahl auf 1.845.959 Autos.